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Tafel 1 Linke Seite
Jüdische Mitbürger in Zündorf
Die Eltern des heutigen Besitzers Hans Burgwinkel kauften das Haus Marktstr. 7 1954 von den Erben der in der Nazizeit verstorbenen bzw. ermordeten jüdischen Familie Salomon. Zufallsfunde bei Bauarbeiten und die Vorgeschichte des Grundstücks und veranlassten Hans Burgwinkel, Näheres zu erforschen. Die nachfolgenden und auf den weiteren Info-Tafeln vorhandenen Informationen sind z. Tl. wörtlich übernommen aus „Die Zündorfer Judengemeinde“, Reinhard Rieger in „Unser Porz“, Heimatverein Porz, 1970, Heft 12 und aus „1000 Jahre Zündorf“, Ortsvereine u. Boley 2008.


Die Juden in und um Köln

Die erste urkundliche Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Köln geht auf das Jahr 321 zurück. Aus diesem Grund feierte Köln im Jahr 2021 die Existenz der jüdischen Gemeinde seit 1700 Jahren. Das ehemalige jüdische Ghetto im Zentrum von Köln wird im Rahmen einer archäologischen Zone als Zeugnis der Kölner Stadtgeschichte wieder erlebbar gemacht.
Infolge der mittelalterlichen Pogrome (Verfolgungen) und der - damals 1424 - endgültigen Ausweisung entschlossen sich viele Kölner Juden zur Auswanderung in osteuropäische Länder. Nur wenige der Juden blieben in der Nähe Kölns und wurden vorwiegend im Rechtsrheinischen (Deutz, Mülheim, Zündorf) sesshaft. Später entstanden so neue kleine jüdische Gemeinden, die mit den Jahren heranwuchsen. In den damals zum Teil selbständigen Städten und Gemeinden fühlten Juden sich unter dem Schutz des Erzbischofs Dietrich von Moers (1414-1463) in Sicherheit. Die Französische Revolution 1791 gab auch Juden volle Menschen- und Bürgerrechte. So wanderten nach der linksrheinischen Besetzung Kölns durch Napoleon 1798 wieder einige jüdische Familien aus dem Rechtsrheinischen - Mülheim, Deutz und Zündorf waren kurkölnisches, d.h. erzbischöfliches Gebiet - nach Köln ein.


Juden in Zündorf
Nach der Zerstörung von Porz im Truchsessischen Krieg 1589 stieg Zündorf mit seinem Naturhafen zum regionalen Hauptumschlagplatz auf.
Besondere Bedeutung erhielt es durch das Kölner Stapelrecht von 1259 bis 1831, durch das alle Schiffe gezwungen wurden, alle geladenen Waren drei Tage in Köln auszustellen und zum Kauf anzubieten. Viele Schiffladungen wurden daher bereits in Zündorf ausgeladen und u.a. über den Mauspfad am Königsforst rheinabwärts bei Leverkusen wieder eingeladen und umgekehrt. So wurde das Kölner Stapelrecht umgangen. Um 1770 wurde sogar ein Kanal von Zündorf, Porz oder Westhoven zur Umgehung von Köln nach Mülheim geplant, der bereits in Mülheim begonnen wurde, dann aber eingestellt werden musste.
Nicht zuletzt daher dürften sich schon vor 1700 Juden in Unterzündorf angesiedelt haben. So wurde am 2. Juli 1708 ein Jude namens Isachar aus Zündorf auf dem alten jüdischen Friedhof in Deutz beerdigt.
Der Name Andreas Salomon taucht ab 1713 in Zündorf auf. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts erscheinen Juden als Haus- und Grundbesitzer sowie als Geldgeber. Um 1750 sind Juden im Zusammenhang mit Handelsverkehr und Umladebetrieb in Zündorf bezeugt – ebenso einige arme Juden (“Betteljude“).
Die Zündorfer Juden betätigten sich auch im Immobiliengeschäft, so ersteigerte ein Andreas Salomon (der auch oft als Geldgeber erwähnt wird) 1820 und 1821 zehn Parzellen, die er später dem Handelsmann S. Cohen überließ, außerdem ersteigerte er Grundstücke in Heumar und Langel.
Um 1810 machten Juden in Zündorf folgende Berufsangaben: Handelsjude, Handelsmann, Händler, Kaufhändler, Kaufmann, Kleinhändlerin, Lotterieeinnehmer, Lumpensammler, Metzger, Rentner, Roßarzt, Roßhändler, Schacherer, Schneider, Schullehrer, Seiler, Viehhändler
1816 lebten in Niederzündorf 5 Familien jüdischen Glaubens, von denen 2 unvermögend waren, mit 28 Personen - 1797 hatte Zündorf insgesamt 68 Feuerstellen mit 272 Einwohnern.
1869 waren vierzehn Familien jüdischen Glaubens in Zündorf dokumentiert.
1927 umfasste die jüdische Gemeinde in Zündorf 75 Einwohner.
Ab 1824 mussten alle jüdischen Kinder, die nicht eine jüdische Schule besuchten, eine christliche Schule besuchen. Zumindest ab 1886 wurden zusätzliche Kosten für den Religionsunterricht jüdischer Kinder bewilligt. Vor dem Ersten Weltkrieg soll angeblich in der evangelischen Schule in Porz nachmittags sogar auf Hebräisch und in Religion unterrichtet worden sein.
1853 wurde innerhalb der Jüdischen Gemeinde Mülheim als Synagogenbezirk neben Mülheim die „Spezial-Synagogengemeinde Zündorf“ geschaffen, nachdem die Juden im Rechtsrheinischen bislang der Synagogen-Gemeinde Mülheim untergeordnet waren. Mülheim und Zündorf wurden durch einen gemeinsamen Vorstand in Mülheim vertreten.

 


Ab 1920 wurde ein jüdischer Friedhof in Zündorf geplant; bis dahin erfolgten Begräbnisse auf dem Judenfriedhof in Deutz am Judenkirchhofsweg / Alter Mühlenweg. 1923 wurde der neue Friedhof neben der Straßenbahnlinie von Zündorf nach Köln, südlich der Poststraße, eingeweiht.
1942 wurde der Judenfriedhof zum Verkauf angeboten, 1944 wurde er an die Gemeinde Porz verkauft, jedoch ohne rechtskräftig zu werden…
Erst 1960 wurde er zurück an die neue Synagogengemeinde Köln gegeben.

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