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Tafel 4 Linke Seite
Die Zündorfer Synagoge
Nach schriftlichen Quellen wurde bereits 1713 „eine Stube im Haus von Andreas Salomon“ als Synagogenbehelf in Niederzündorf eingerichtet – bis 1880 eine neue große Synagoge an der Hauptstraße gebaut werden konnte. Die Familie Salomon zählte zu den ältesten jüdischen Familien in Zündorf und scheint wohlhabend gewesen zu sein. Andreas Salomon übte zumindest im Betsaal des Hauses Marktstr. 7 die Funktion eines „Vorsängers“ aus.
Unter dem Namen Andreas Salomon sind sechs Grundstücke, zwei in der Marktstraße, drei in der Kirchgasse und eins in Oberzündorf, dokumentiert. Somit ist es wahrscheinlich, dass sich dieser Betsaal im Haus Marktstraße 7 (einem Vorgängerbau des heutigen Hauses) befand, weil es sich hier um ein sehr großes Grundstück handelt. Dort ist auch im Keller ein unerklärlicher seitlicher Zugang zu einem Brunnen erkennbar. Daher scheint es hier keine Mikwe – ein religiös-rituelles Tauchbad - gegeben zu haben, obwohl eigentlich jede jüdische Gemeinde eine Mikwe haben sollte. Eine Mikwe wurde/wird im Vorhof der später auf einem Nachbargrundstück gebauten Synagoge zwar vermutet, aber (noch?) nicht gefunden. Sie wurde auch weder im Rahmen der Eröffnung noch in den Umbauunterlagen 1938 erwähnt.
Häuser in der Kirchgasse waren nahezu alle sehr klein und regelmäßig vom Hochwasser betroffen, damit dürfte dort kein freier Platz für einen Betraum gewesen sein. Außerdem wird Andreas Salomon stets in Verbindung mit Marktstr. 7 erwähnt.
Üblicherweise war für eine jüdische Gemeinde eine Mikwe (Tauchbad mit „lebendigem“ Wasser u.a. für mindestens monatliche Reinigung) wichtiger als ein Betsaal oder eine Synagoge. Es ist kaum vorstellbar, dass Juden aus Zündorf nach Deutz oder Mülheim in die dortige Mikwe fuhren. Für Zündorf ist jedoch keine Mikwe erwähnt – allerdings wurde bei der Umwandlung der Synagoge in ein Wohnhaus im Bauantrag erwähnt, dass im Vorbau ein Keller mit einer Betonplatte verschlossen wurde. Hier konnte jedoch bei einer Restaurierung 2022 aus statischen Gründen nicht weiter ausgegraben werden.
Wenn im Haus Marktstr. 7 ein Betsaal war, müsste mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mikwe in der Nähe gewesen sein. Allerdings wurden bislang – außer dem mysteriösen Brunnenzugang im Keller – keine konkreten Hinweise gefunden. Auf dem Grundstück wurde aber auch – nach 1914? – ein zweiter Brunnen gebaut. Hingegen sind noch Bereiche im Hof nicht tiefer untersucht und es gibt Reste einer mittelalterlichen Tuffsteinquader-Mauer und Reste einer Treppe neben dem alten Brunnen, wobei Hinweise auf ein Mikwe-Becken gänzlich fehlen.
Nach einem Bericht im Gemeindeblatt 2 / 95 der (neuen) Synagogen-Gemeinde Köln wurde angeblich später sogar ein Bethaus gebaut, das jedoch beim „Großen Eisgang“, dem Jahrhunderthochwasser mit einem Pegelstand von über 13 m 1784 zerstört wurde. Dies könnte möglicherweise auf einem der o.g. Grundstücke in der Kirchgasse gestanden haben. Dort wäre auch eine Mikwe aufgrund des oberflächennahen Grundwasserstandes denkbar gewesen. Aber auch hierzu fehlen jegliche Informationen.
1871 wurden auch jüdische Kriegsgefangene aus einem „großen Lager“ auf der Wahner Heide an hohen jüdischen Festtagen nach Zündorf zum Gottesdienst in den einfachen Betsaal – im Haus Marktstr. 7 – geführt. Auch dies gab den Anlass, an eine größere Synagoge zu denken.
Die Zündorfer jüdischen Handelsleute Lazarus Meyer und Simon Salomon stellten der Judengemeinde ein Doppel-Grundstück, Hauptstraße 159, für eine neue Synagoge zur Verfügung, das an den Garten des Grundstücks Marktstraße 7 grenzte. Das Doppel-Grundstück hatten sie einige Jahre früher ersteigert bzw. gekauft. Endgültig wurde es 1883 an die Judengemeinde verkauft bzw. geschenkt.
Nach längerer Planungs- und Bauzeit wurde die Synagoge bei schönem Wetter am 18. 08. 1882 eingeweiht.
Die Eröffnungsfeierlichkeiten – u.a. mit Konzerten und Festball dauerten 3 Tage. Im nahegelegenen Gasthof Hansen - Ecke Marktstr. / Hauptstraße – wurde jeweils bis in den frühen Morgen gefeiert.

 


Es gab sogar einen kurzen festlichen Umzug von Marktstr. 7 zu der neuen Synagoge um die Ecke auf der Hauptstraße. Nachbarn gingen mit und hatten z.T. sogar ihre Häuser geschmückt.
Aber es gab auch distanziertere Meinungen, ein Beispiel ist ein Zitat aus Pfarrchronik von St. Mariä Geburt zu Porz-Zündorf: „Auf mich machte der Zug…. den Eindruck, alter und veralteter Plunder….Die Toten mögen ihr Tote begraben“
Diese zwei Gruppen zeigten sich mindestens bis zur Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Zeit halfen einige Einwohner von Zündorf den Juden und andere zeigten ihren Hass…

 


Bereits seit dem 1. Weltkrieg und insbesondere im Dritten Reich hatte die Anzahl der Juden in Zündorf infolge Untertauchens und Auswanderung stetig abgenommen.