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Mysterium Poller Wappen

 Im rechtsrheinischen Kölner Vorort Poll ist eine lebhafte Diskussion um „das Poller Wappen“ entstanden, seit ein Bild eines Wappens in einem fast 100 Jahre alten Glasbild aufgetaucht ist.

Selbst renommierte Historiker und Wappenexperten waren bislang davon ausgegangen, dass niemals ein „Poller Wappen“ - in welcher Form und Art auch immer – existiert hat. Lediglich gerüchteweise wurde von älteren Pollern ein angebliches Poller Wappen erwähnt.

 Hans Burgwinkel, Reihmeister des Poller Maigeloogs, hat jetzt nach langer und mühsamer Suche Unterlagen über das „verschwundene Poller Wappen“ gefunden. Zuerst als Erwähnung in einer Schrift des rheinischen Kunsthistorikers Dr. Johannes Krudewig „Jägerhof, das Heimatmuseum Polls“ von 1930, wonach zu dieser Zeit ein Abbild als Glasmalerei in der heutigen Gaststätte „Zum Jägerhof“ vorhanden war. Dann fand er in einer alten Schrift der Kölner Arbeitsgemeinschaft für Heimatpflege Schwarz-Weiß-Aufnahmen von diesem und weiteren historischen Glasbildern.

 Über das Historische Archiv der Stadt Köln konnten Grundlagen geklärt werden und einer der renommiertesten und international bekannten Heraldiker und Genealogen Deutschlands, Lothar Müller-Westphal, Mitglied in der Deutschen Heraldischen Gesellschaft um Hilfe gebeten werden.

Lothar Müller-Westphal, der schon Wappen für Bundespräsidenten und Bischöfe entworfen hat, versuchte, die Farben zu rekonstruieren und „künstlerische Freiheiten“ des Glasmalers wieder in heraldische Korrektheit zurückzuführen. Heraus kam das abgebildete rekonstruierte „Historische Poller Wappen“ in einer einzigartigen, handgemalten Form, das somit bei Bedarf in die Allgemeine Deutsche Wappenrolle aufgenommen werden kann.

Das ehemals in einer Tür als Glasmalerei eingebaute Wappen besteht aus dem eigentlichen Wappen(schild) mit dem gekrümmten Maifisch. Der Wappenschild wird zum sog. Vollwappen durch die oberen und seitlichen Ergänzungen, dem Helm mit Helmzier und den Helmdecken. Oben auf dem Helm ist das Wappenmotiv, der Maifisch, wieder aufgenommen, allerdings in räumlicher Darstellung.

Die Umgebung des Wappenschildes, insbesondere die verspielten Helmdecken, ist typisch für die Zeit um 1900 – es könnte daher zu dieser Zeit entstanden sein. Dies ist auch die Vermutung des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Heraldikers Lothar Müller-Westphal.

 Die Entstehung und die besondere Hervorhebung des Maifisches könnte in Zusammenhang stehen mit dem „historischen Superfischfang“ in Poll mit 183 Maifischen in einem Netzzug am 23. April 1878. Anläßlich dieses Fanges wurde u.a. auch eine Erinnerungsmünze geprägt. 

 Geschichtlich ist bislang kein offizielles „Poller Wappen“ bekannt. Es scheint auch keines in einer der vielen „Wappenrollen“ eingetragen zu sein. Als kleines Bauern- und Fischerdorf, das zu Deutz gehörte, gab es nie eine offizielle Institution in Poll, die berechtigt gewesen sein könnte, ein Ortswappen zu kreieren und zu führen. Offizielle Ortswappen sind bis heute nur unter strengen kommunalen Bedingungen erlaubt, wogegen private Wappen – auch „ortswappenähnliche“ Wappen – relativ leicht erstellt werden können.

Als potentielle Wappenträger für Poll kommen hauptsächlich die Pächter der Bauernhöfe in Betracht, beginnend im Jahre 1364. Insbesondere gab es ein Geschlecht „von Poll“, das seit 1326 immer wieder erwähnt wird. Diese führten zwar Siegel und demnach auch ein Wappen, aber über ein Wappen mit einem Maifisch ist nichts bekannt – wäre auch angesichts gesellschaftlicher Regeln im Kölner Raum zum damaligen Zeitpunkt nicht standesgemäß. Das Siegel von Johannes von Poll, (Joh. de Poll), einem Priester von St, Maria im Kapitol, wird erstmals am 6. Juli 1340 erwähnt (Stadtarchiv Urkunde 1628), Heinrich van Polle wird als „wepelink“ (Wappenträger) ab 1404 erwähnt.

 Aber dennoch existierte dieses Wappen in einem Glasbild des Jägerhofs. Dessen Erbauer Joseph Bietmé – Bartholomé kann anhand der sonstigen Ausstattung des Jägerhofes  - u.a. als kleines Heimatmuseum - nicht als Erfinder Poller Eigenheiten angesehen werden. Er hat hingegen versucht, in dem Heimatmuseum ziemlich aufwändig und teuer Poller Realität darzustellen, bis hin zu konkurrierenden Gasthöfen, z.B. der Gaststätte Schlömer, dem früheren „Zeie-Matthes“, der ältesten Gaststätte in Poll.

 Mangels näherer Herkunftsnachweise kann somit allenfalls über die Herkunft des Wappens spekuliert werden.

 Der alleinige Fisch im Wappen ist im Rheinland auch in einem alten Ortswappen von Kerpen zu sehen, das zwei leicht gekrümmte Fische enthält. In gekrümmter Form wie in Poll ist es  im Diedelsheimer Wappen enthalten, einem Ort östlich von Karlsruhe.

 Ein Fisch im Wappen kann als christliches Symbol Verwendung finden und somit in Verbindung mit Poller Gutshöfen, die im Besitz von verschiedenen Klöstern waren, stehen. Allerdings finden sich bei den jeweiligen Klöstern keine entsprechenden Hinweise.

 Andererseits ist er oft als Hinweis auf früher sehr wertvolle Fischereirechte zu sehen – aber Poll hatte keine eigenen Fischrechte, sondern sie mussten von Abteien bzw. Köln gepachtet werden.

 Etwas weiter spekuliert gibt es auch in französischen Wappen gekrümmte Fische, insbesondere den gekrümmten Delphin, der sogar in Form und Gestaltung eine Ähnlichkeit mit dem Poller Fisch aufweist. Ausgehend von den Grafen von Vienne an der Rhone ist der Fisch über die Wappen von Thronfolgern heute noch im Wappen der Provinz Dauphiné erhalten – angeblich sollen auch die Ursprünge der Familie Bietmé-Bartholomé in Frankreich liegen. Dies ließe auf eine Schaffung durch Bietmé-Bartholomé schließen, dem das Poller Maifischsymbol somit nicht unlieb war. 

 Somit bleiben viele Fragen offen. Vor allem nach dem Verbleib des Originals. Es ist ziemlich sicher nicht im zweiten Weltkrieg zerstört worden, sondern wurde vorher ausgebaut – ist aber bis heute verschwunden.

 Wer weiß mehr über dieses Wappen, seine Geschichte, seine Farben und seinen Verbleib ? Es wäre schön, wenn es in irgendeinem Haus gut erhalten geblieben wäre, damit die Originalfarben eingetragen werden könnten. Rückgabeansprüche werden von Fam. Therhaag nicht gestellt.

Wer nähere Informationen hat, bitte bei Hans Burgwinkel, 0221-835836 melden

 

Das rekonstruierte Wappen wird von Hans Burgwinkel urheberrechtlich unter Angabe der Quelle zur allgemeinen Verwendung freigestellt. Es soll auch zur Zeit nicht in einer Wappenrolle, z.B. der Deutschen Heraldischen Gesellschaft in Berlin, eingetragen werden, weil erst weiter nach den Originalfarben recherchiert wird.

  

Erstaunlich und zugleich bedauerlich ist allerdings, dass es bis zum 2. Weltkrieg keine anderen bekannten Wappen mit Poller Motiven gegeben zu haben scheint.

Das älteste Bildnis mit Poller Motiven scheint 1952 im Königsbanner St. Hubertusbruderschaft zu sein ….Die Königsstandarte von 1952 des Poller Schützenvereins zeigt einen Fischer und ein Milchmädchen, die sich auf das Kölner Wappen stützen. Der Fischer hält einen symbolischen Trätschhahmen (Senknetz, kleines Netz an einer Stange) ins Wasser. (Großgarten 1972)

 1978 erschien ein Buch mit Unterstützung (Gestaltung und Layout) des damaligen Vorsitzenden des Bürgervereins Poll, Harald Heisterkamp. Darauf sind in Wappenform ebenfalls ein Poller Fischer und ein Milchmädchen zu sehen, die sich auf das Kölner Stadtwappen stützen.

 2003 kreierte Dieter Heinecke, Vorsitzender des Bürgervereins Poll , privat ein sog. „Poller Bürgerwappen“ entwerfen lassen und gestiftet. ein neues Wappen „unter heraldischen Gesichtspunkten“ mit Stadtwappen, Milchmädchen, Esel, Fischer mit sackartigem Netz an einer Stange, und einem Boot im Rhein sowie dem kurkölnischen Wappenkreuz.

 Erwähnt werden sollten in diesem Zusammenhang auch die Karnevalsorden des Männergesangsverein Poll (inzwischen aufgelöst). Hier ist ein Esel („Poller Esel“ oder Poller „Muulesel“ zu sehen, der einen Maifisch im Maul hält….